David
243 Küstenkilometer, die man am liebsten nicht mehr verlassen möchte
Eine Straße mit Geschichte. Im Jahr 1919 haben rund 3.000 heimgekehrte Soldaten aus dem ersten Weltkrieg den Grundstein für die Great Ocean Road gelegt und uns damit Eindrücke beschert, die wir bestimmt nicht so schnell vergessen werden.

Wir sind bereits auf der Südinsel Neuseelands unterwegs und hinterlassen erste Fußspuren, haben aber immer noch die Bilder der Great Ocean Road (GOR) im Kopf. Nach so vielen Kilometer in Australien, die wir zurückgelegt haben, war die GOR wohl der schönste Teil unserer Down Under Erkundung.
Um von Sydney ein wenig schneller in den Süden Australiens zu gelangen, sind wir nach vier Tagen Sightseeing in den Flieger gestiegen, um in Melbourne unseren Campervan Nr. 3 entgegenzunehmen. Tag 1 hatten wir samt Streckenführung im Kopf bereits durchgeplant und sahen uns nach der Landung in Melbourne bereits mit einem mit Proviant aufgefüllten Camper an der Küste sitzen. Jedoch wurde uns da recht schnell ein Strich durch die Rechnung gemacht, als ich uns am Vorabend für den Flug eingecheckt habe. Ein Fehler, der mir bisher noch nie unterlaufen ist, obwohl ich in meinem Leben schon soooo viele Füge gebucht habe und davor selbst schon zweimal in Melbourne war. Wie das so einige Großstädte an sich haben, besitzt auch Melbourne zwei Flughäfen. Und ich habe es natürlich geschafft, den Flughafen anzusteuern, der so überhaupt nicht in unsere Route passte. Naja, Zeit haben wir aktuell mehr als ausreichend, daher machten wir das Beste daraus und nahmen den Umweg in Kauf. Evas Blick hätte im ersten Moment womöglich töten können, hätte sie Superkräfte, aber nach einigen Minuten nahm sie es mit Humor und konnte auch meinen Ärger schnell eindämpfen ;-).
Spätestens beim Erreichen des "Memorial Arch" hat man die Bestätigung, dass man auf dem richtigen Weg ist. Als Anerkennung für die zahlreichen Arbeiter der GOR, die im ersten Weltkrieg gedient haben, wurde das Denkmal errichtet. Zweimal musste der Bogen bereits erneuert werden, da es von Buschfeuern (1973 + 1983) heimgesucht wurde.
Die "12 Apostel", die "London Bridge", oder auch "The Arch" (der Bogen) sind die wohl bekanntesten Plätze der GOR. Aber auch die kleinen Fischerdörfer entlang der Route wie Lorne, Apollo Bay oder Warnambool (das zugleich das Ende der Route ist), sind für einen Stopp lohnenswert.
Im Port Campbell Nationalpark, bzw. im Südpolarmeer gelegen, trifft man die 12 Apostel an, wenn auch heute nur noch 8 der von Natur geschaffenen Kalksäulen vorhanden sind. Wind- und Meereserosion, die dazumal die Formationen erschaffen haben, sind zugleich für deren verschwinden verantwortlich. Die bekanntesten Formationen der GOR liegen recht eng beieinander, daher lässt sich der Besuch innerhalb eines Tages sehr gut bewältigen. Noch vor Sonnenaufgang haben wir uns eines Morgens zuallererst zu den 12 Apostel aufgemacht, um dem Touristenstrom ein wenig zu entgehen und haben glücklicherweise einen fast klaren, wenn auch sehr kühlen Morgen erwischt. Das frühe Aufstehen hat sich mit einem gigantischen Sonnenaufgang definitiv gelohnt. Das Licht, das am Morgen die Kalksäulen anstrahlt, macht das Ganze noch einen Ticken spektakulärer.
Auch entlang dieser Route haben wir uns des öfteren eine App wie Wikicamps zu Hilfe genommen, um einen Platz zum Übernachten zu finden. Meistens wählten wir 2-3 Locations in der näheren Umgebung aus und fuhren diese anschließend an. Entschieden haben wir uns dann vor Ort, ob wir bleiben, oder weiterfahren. Als wir fast am Ende unseres Trips an der GOR angekommen sind, haben wir den besten "Schlafplatz" entdeckt, den die Küste zu bieten hat. Womöglich auch der Beste unserer gesamten Campererfahrung. Umdrehen war schon allein wegen der Anfahrt über einen 2,5 km langen Schotterweg bei einem Tempo zwischen 5 - 10 km/h keine Option. Die Aussicht auf das Meer und die abfallende Steilküste vor uns, und in Anbetracht dessen, dass wir (zu diesem Zeitpunkt) ganz alleine waren, hat uns die Entscheidung leicht gemacht, die Nacht hier zu verbringen. Ein paar Bilder haben wir euch unten angehängt, auch wenn die Stimmung nur halb rüberkommt, wie grandios dieser Ort war. Auf ca. 100 Meter Höhe liegt dieser kleine Schotterplatz – ob man hier stehen, geschweige denn übernachten darf, wussten wir nicht, aber das Risiko war es uns in dem Fall wert. Während des Abends gesellten sich noch zwei weitere Camper zu uns, somit war die Fläche auch "ausgebucht". Dem Highlight, auf das wir warteten (der Sonnenuntergang), wurde die Show an diesem Abend von einem kleinen Koala gestohlen, der sich plötzlich vor uns hinhockte. Ganz so, als wollte dieser dort selbst die Aussicht genießen. Ein weiterer Moment, den wir nie vergessen werden!
Am Ende der Great Ocean Road angekommen, hatten wir noch zwei Tage gut, bevor es für uns in die nächste Stadt (Melbourne) ging. Entweder hätten wir im Schnelldurchlauf die GOR zurückfahren können, was man definitiv ohne Bedenken machen kann – langweilig wird einem hier nie. Wir haben uns jedoch für eine Alternativroute zurück nach Melbourne entschieden und sind gen Norden in den Grampians Nationalpark gefahren. Wir haben dort in Halls Gap haltgemacht. Ein kleiner Ort im Norden des Nationalparks, der bereits aus dem Tal einen spektakulären Blick auf "The Pinnacle" (die Zinne) bietet. Hier gibt es unterschiedliche Wanderrouten (von 2 - 4 Stunden), um den Gipfel zu erreichen. Kurz bevor man oben ankommt, durchquert man kleine Felsschluchten (auch Grand Canyon genannt) sowie ein "Feld" aus riesigen Felsformationen, das für uns eine ganz neue Wandererfahrung war. Der kleine Umweg über den Nationalpark hat sich für uns definitiv gelohnt und können wir jedem empfehlen, der in die Gegend kommt.
Über das Gefühl, die Great Ocean Road zu fahren, könnte man noch ewig erzählen. Wir lassen hier noch ein Bilder sprechen ;-).


























